Wie ich mein Herz an einen Welpen verlor
Ich war damals 7 Jahre alt. Wir waren zu Besuch bei meinem Onkel in Kasachstan. Ich war mit meiner Familie im Garten. An dem Tag hörte ich, wie der Hund von meinem Onkel draußen am Zaun die ganze Zeit bellte. Wir gingen raus, um zu sehen, was los ist. Da saß er. Der kleine Welpe. Völlig hilflos und verängstigt.
Mein Instinkt sagte mir: Du musst ihn aus der Situation holen. Also habe ich den Welpen auf den Arm genommen. Er war sichtlich erleichtert. Schon damals verspürte ich innerlich das Bedürfnis zu helfen. Ich kümmerte mich um den Welpen. Gab ihm etwas zu essen und zu trinken. Schließlich ist er zur Ruhe gekommen und in meinen Armen eingeschlafen. Da lag er. Hilflos und schutzsuchend. Ich hatte sofort mein Herz an ihn verloren.
Doch ich musste ihn gehen lassen
Mein Onkel kam schließlich zu mir und meinte, dass er wüsste, woher der Welpe kommt. Wir müssen ihn zurück bringen. Innerlich wehrte sich alles dagegen. Der Welpe war doch niemals von selbst abgehauen. Doch ich war klein. Was sollte ich schon wissen? Und meine Eltern hätten diesen Welpen niemals mitgenommen. Ich lies den Welpen schweren Herzens los. Mein Onkel brachte den Welpen noch am selben Abend zurück.
Ein erneutes Wiedersehen
Der nächste Tag kam. Wieder hörte ich den Hund meines Onkels am Zaun bellen. Ich ging raus und da saß er wieder. Der kleine hilflose Welpe, bedrängt vom Hund meines Onkels. Sofort ging ich wieder dazwischen. Er wurde wieder ausgesetzt. Meine Wut und Traurigkeit war unendlich groß. Wie konnte man einen Welpen einfach auf die Straße setzen? Wie konnte man so herzlos sein? Er war doch viel zu klein, um selbst überleben zu können.
Den Rest des Tages passte ich auf den kleinen süßen Welpen auf. Er wich mir nicht von der Seite. Suchte immer wieder Schutz bei mir. Schaffte es nur in meinen Armen zur Ruhe zu kommen und zu schlafen. Während er in meinen Armen da lag, verspürte ich inneren Frieden. Ich spürte seine Dankbarkeit. Einen Moment, den ich nie vergessen werde.
Ich fühlte mich hilflos
Doch dann brach der Abend herein. Meine Eltern wollten keinen Hund haben und mein Onkel sagte mir, dass er ihn wegen seines eigenen Hundes nicht auf den Hof lassen kann. In mir brach eine Welt zusammen. Ich sollte den Welpen draußen auf der Straße lassen. Völlig alleine und hilflos. Alles in mir sträubte sich dagegen. Doch ich war erst 7 Jahre alt. Ich hatte nichts zu sagen.
Meine Eltern und mein Onkel versuchten mir zu erklären, dass das Leben dort so abläuft. In Kasachstan war alles etwas anders. Dort laufen die Hunde frei auf der Straße rum. Wenn man mit dem Hund nichts anfangen kann, wird er ausgesetzt und sich selbst überlassen. Viele Hunde würden aber glücklich auf der Straße leben. Nichts in mir wollte es so annehmen. Es war nicht richtig für mich.
Ich wollte nicht loslassen
In der Nacht habe ich kaum geschlafen. Meine Gedanken waren die ganze Zeit bei dem Welpen, der draußen alleine auf der Straße war. Hilflos.
Am nächsten Morgen war mein erster Gedanke der Welpe. Ich stürmte sofort raus, um zu sehen, wie es ihm geht. Doch, er war weg. Ich konnte ihn nicht mehr sehen. In mir machte sich Panik breit. Mein erster Gedanke war: Ihm ist etwas passiert.
Meine Eltern und mein Onkel versuchten mich noch zu beruhigen, dass er bestimmt bei den anderen Hunden auf der Straße ist. Dass es ihm bestimmt gut geht. Ich glaubte nicht daran. Also machten wir uns im Ort auf die Suche nach dem Welpen. Doch wir konnten ihn nirgends finden.
Noch heute treibt es mir Tränen in die Augen, wenn ich daran denke. Ich weiß nicht, was aus dem Welpen geworden ist. Wie es ihm ergangen ist. Ich weiß nur, dass es mir das Herz zerrissen hat.
Das waren die Tage an denen ich mein Herz an Hunde verloren hatte und das waren die Tage, an denen ich mich entschloss, dass ich niemals so werden würde. Ich würde Tieren helfen, die meine Hilfe bräuchten. Und das ist wahrscheinlich auch der Grund, weshalb mir der Tierschutz so sehr am Herzen liegt.
Warum ich Hunde liebe
Die unendliche Dankbarkeit des Welpen und sein Vertrauen haben mein Herz stark berührt. Ich habe diesem Hund nicht viel gegeben und doch war er mehr als dankbar dafür. Etwas, was ich nicht nur beim Welpen beobachten konnte. Immer wieder schenkten mir Hunde ihr Vertrauen, obwohl ich ihnen „nur“ meine Nähe gab. Sie suchten von sich aus Kontakt zu mir auf. Legten sich zu mir und genoßen einfach das Dasein. Sie waren dankbar für alles, was ich ihnen gab – auch für die kleinsten Dinge. Sie schenkten mir ihre Liebe und ich schenkte ihnen meine.
Mir ist es egal, was für eine Größe oder Rasse ein Hund besitzt. Ob groß oder klein, einfarbig, mehrfarbig, dunkel oder hell. Ob krank oder gesund. Für mich ist jeder Hund etwas Besonderes. Ein jeder Hund hat seine eigene Schönheit. Und so blüht mir immer wieder das Herz im Kontakt mit anderen Hunden auf.
Wie kommt es, dass ich keinen eigenen Hund habe?
Häufig verspüre ich das Bedürfnis mich Hunden zu nähern, wenn ich ihnen begegne. Sie zu streicheln und ihnen meine Liebe zu zeigen. Dieses Bedürfnis holt mich immer wieder ein. Doch es ist mein Bedürfnis und nicht immer unbedingt das Bedürfnis der Hunde. Nicht alle Hunde wollen angefasst werden, vor allem von fremden Menschen. Es tut mir manchmal im Herzen weh, doch Liebe bedeutet auch, die Bedürfnisse des Gegenüber zu akzeptieren und seine eigenen Bedürfnisse zurückzustellen.
Das ist auch der Grund, weshalb ich im Moment keine eigenen Hunde habe. Ich würde unendlich gerne einen eigenen Hund haben. Doch Hunde sind Familientiere. Sie leben nicht alleine. Sie brauchen jemanden, der bei ihnen ist. Mit ihnen den Tag verbringt.
Ich muss jeden Tag täglich jeweils 35-40 Minuten auf die Arbeit fahren und zurück. Habe im Moment weder die Möglichkeit meine Vollzeitstelle zu kürzen, noch einen Hund auf die Arbeit mitzunehmen. Ein Hund müsste daher mehr als 9 Stunden am Tag ohne mich leben. Etwas, was ich keinem Hund zumuten möchte und werde. So sehr ich Hunde auch liebe und vermisse, meine Bedürfnisse dürfen nicht vor den Bedürfnissen des Hundes stehen. Und deshalb werde ich warten bis sich meine Situation ändert und ich einem Hund das Leben bieten kann, das er benötigt.
Hunde sind etwas Besonderes. Sie schenken uns ihr Herz. Dieses Herz sollten wir voller Respekt behandeln und versuchen ihnen das bestmögliche Leben zu bieten.
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